Wirecard Insolvenz: Schadensersatz möglich?
Jeden Tag gibt es neue Meldungen bezüglich des Desasters rund um den Zahlungsdienstleister Wirecard. In diesem Artikel informieren wir über aktuelle Entwicklungen und dieser Skandal für Anleger bedeutet. Wie stehen die Chancen auf Schadensersatz? Was bedeutet der Antrag auf Insolvenz für für Anleger? All diese Fragen und mehr werden hier an dieser Stelle aufbereitet.
Über den Skandal rund um die Wirecard-Aktie
Anleger von Wirecard-Aktien mussten in der vergangenen Zeit starke Nerven vorzeigen. So gab es zahlreiche Turbulenzen, die Aktionäre unter Umständen viel Geld kostesten. Wie kam es dazu? Als Auslöser gelten Veröffentlichungen der Financial Times, die über Unregelmäßigkeiten bis hinein in den strafrechtlichen Bereich berichtet haben sollen. Dabei wurde als Schwerpunkt der asiatischen Raum gemutmaßt, genauer in Singapur. Aus den Aufdeckungen der Financial Times soll sich ergeben, dass die Unregelmäßigkeiten der Wirecard spätestens im Herbst 2017 begonnen haben sollen.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen einen gewaltigen Bilanzskandal. Es werden unangenehme Fragen gestellt, wie zum Beispiel ob die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht bei Ihrer Aufsicht versagte und wo die 1,9 Milliarden Euro stecken. Wirecard stellte am 25.06.2020 einen Antrag auf Insolvenz. Anleger bangen um ihr Geld.
Schadensersatz: Klage oder Sammelklage?
Derzeit sind noch viele Fragen offen. Täglich gibt es Aktualisierungen, um die Anleger auf den neuesten Stand zu halten. Leider ist bislang nicht endgültig geklärt, was genau bei der Wirecard AG vorgefallen ist. Auch ist nicht nachzuweisen, wer letztlich die Schuld trägt und wer zu welchem Zeitpunkt Bescheid wusste. Es scheint jedoch nicht auszuschließen zu sein, dass der Vorstand der Wirecard AG seine Aufsichts- und Informationspflichten nicht erfüllt hat. In diesem Fall wären Wirecard bzw. einzelne Manager verpflichtet, betroffenen Anlegern Schadensersatz zu zahlen.
Es wäre zu prüfen, ob auch Ansprüche gegenüber der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY (ehemals Ernst & Young) bestehen. EY prüft die Bilanzen von Wirecard seit 2012 und soll erst dem Abschluss für 2019 das Testat verweigert haben. Möglicherweise kommt auch eine Beraterhaftung in Frage. Wenn Anleger über einen Berater, Vermittler u.ä. gekauft haben, hätte er diese über die damals schon bekannten Unregelmäßigkeiten informieren müssen.
Für eine Schadensersatzklage wäre die Grundvoraussetzung, dass Anleger mit den betroffenen Wertpapieren der Wirecard einen Verlust erlitten haben. Dazu müssen die jeweiligen Papiere noch nicht verkauft worden sein.
Es wäre keine Überraschung, wenn im Fall Wirecard eine Art „Sammelklage“ nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMuG) eingereicht wird. Dabei werden die Verfahren von mindestens zehn Anlegern in einem Musterprozess zusammengefasst. Weitere Geschädigte können sich durch eine Anmeldung in dem Verfahren zur Sammelklage anschließen. Eine Beratung durch einen Rechtsanwalt sollte alle offenen Fragen diesbezüglich klären.
Hilfe bei Wirdcard
Die angeschlossenen Rechtsanwälte des Verbraucherdienstes bieten Mitgliedern an, die dazu vorhandenen Unterlagen zu prüfen und zu beurteilen. Nach der Sichtung der Unterlagen werden die angeschlossenen Rechtsanwälte auf der Grundlage der uns übermittelten Daten eine konkrete Handlungsempfehlung aussprechen sowie ggf. Handlungsalternativen aufzeigen.
Wirecard – News und Updates
19.08.2020: Um 22 Uhr tritt das neue Regelwerk der Deutschen Börse in Kraft, wonach insolvente Unternehmen binnen zwei Handelstagen aus den Dax-Auswahlindizes (Dax, MDax, SDax und TecDax) entfernt werden. Somit wird der insolvente Zahlungsabwickler Wirecard ab Montag dem 24. August nicht mehr im Dax und TecDax vertreten sein.
13.08.2020: Nachdem der ehemalige Wirecard-Vertriebsvorstand Jan Marsalek verschwunden ist, fahndet nun das Bundeskriminalamt (BKA) öffentlich nach dem österreichischen Manager. Nach ihm wird weltweit gefahndet“, heißt es in einer Mitteilung des BKA Wiesbaden.
04.08.2020: Dem Wirtschaftsprüfer EY droht die nächste Klage. Laut der FAZ bereitet der Prozessfinanzierer Omni Bridgeway zusammen mit der US-Kanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan für Wirecard-Anleger eine umfrangreiche Klage in Deutschland vor. Des Weiteren überprüft laut eines Berichts von Handelsblatt die Finanzaufsicht Bafin die Wirecared-Bilanzen der Jahre 2017 bis 2019
10.08.2020: Laut eines Berichts der Süddeutschen Zeitung SZ könnte Wirecard vor der Insolvenz Geld beiseite geschafft haben. So soll eine vereinbarte Kreditlinie von 1,75 Milliarden Euro Ende 2019 erst mit 800 Millionen Euro ausgeschöpft gewesen sein, zum Zeitpunkt der Insolvenz im Juni allerdings schon zu 1,6 Milliarden Euro.
03.08.2020: Die APAS (Abschlussprüferaufsichtsstelle) ermittelt im Wirecard-Bilanzskandal gegen EY. Zunächst hatte das „Handelsblatt" darüber berichtet, dass die APAS sämtliche Jahres- und Konzernabschlussprüfungen ab dem Jahr 2015 durch EY bei Wirecard „auf die Einhaltung der gesetzlichen und berufsrechtlichen Vorgaben“ überprüft.
23.07.2020: Gegen den früheren Wirecard-Chef wurde gestern Haftbefehl wegen des „Verdachts des gewerbsmäßigen Bandenbetruges“ erlassen, dieses Mal ohne eine Möglichkeit auf Kaution. Bereits am 24. Februar 2016 gab es scheinbar alamierende Hinweise, es kam zu einem ersten Kursrutsch von 15 Prozent. Laut einer SPD-Finanzexpertin läuft alles auf Untersuchungsausschuss hinaus
21.07.2020: Das könnte teuer für Steuerzahler werden: Der Insolvenzverwalter könnte Steuerrückforderungen in Millionenhöhe stellen, bzw. er wäre sogar dazu verpflichtet. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einer Regierungssprecherin zufolge im Rahmen einer Auslandsreise nach China den Zahlungsabwickler Wirecard zum Thema gemacht.
15.07.2020: Die Bafin wiederum hat nach eigenen Angaben ihre Untersuchungen bei Wirecard noch ausgeweitet. "Wir sehen uns aktuell alle Geschäfte der Personen an, die seit Anfang 2020 im Wirecard-Vorstand oder -Aufsichtsrat waren oder sind", sagte eine Sprecherin der Finanzaufsicht. Es stellt sich die Frage, ob GF nach seinem Rücktritt am 19. Juni über Vertraute noch heimlich Informationen aus dem Unternehmen erhalten hat.
13.07.2020: Wie steht um mögliche Verbindungen von Ex-Wirecard-Chef Markus Braun zur Bundesregierung? Scheinbar sollen diese geheim bzw. unter Verschluss bleiben. Es bestünden „Geheimschutzinteressen“, zitiert die Süddeutsche Zeitung (SZ) aus der Antwort des Ministeriums vom 10. Juli.
10.07.2020: Politik und Aufsichtsbehörden räumen im Fall Wirecard Lücken bei der Geldwäscheaufsicht ein. Offenbar hatten sich weder die Bafin noch bayrische Landesbehörden zuständig gefühlt.
07.07.2020: Gläubiger und Aktionäre haben unter bestimmten Voraussetzungen das Recht, die normalerweise streng geheimen Abschlussberichte von Wirtschaftsprüfern einzusehen. Welche Rolle sollen die Wirtschaftsprüfer von EY im Bilanzskandal bei Wirecard spielen? Es steht die Frage im Raum, ob Wirtschaftsprüfer und Aufsichtsbehörden genauer hinschauen hätten sollen.
06.07.2020: Die Financial Times berichtet, dass es um das Geschäft in Europa und Amerika schon seit längerem alles andere als gut zu stehen scheint. Die direkt unter Wirecard-Kontrolle stehenden Gesellschaften hätten laut der "FT" seit Jahren rote Zahlen in Europa und Amerika eingefahren - unter Berufung auf die Anhänge zur Sonderprüfung durch KPMG.
03.07.2020: Immer mehr Geschäftspartner wenden sich von Wirecard ab. Nun beendet auch die japanische Softbank-Holding die Zusammenarbeit. Die Deutsche Bank liebäugelt mit Teilen des Zahlungsanbieters Wirecard.
30.06.2020: Die Finanzmarktaufsicht FCA gab grünes Licht für den Münchener Konzern, elektronische Zahlungen in Großbritannien wieder abzuwickeln. Die Kunden könnten ihre Karten wie üblich nutzen, so die Behörde. Derweil hat die US-Tochter Wirecard North America eine Investmentbank mandatiert, um einen neuen Eigentümer zu finden.
01.07.2020: Im Zuge der Wirecard-Ermittlungen führen die Behörden eine erneute Razzia durch. Nach dem dramatischen Kurseinbruch bis auf 1,08 EUR erholen sich die Aktien von Wirecard weiter - auf über 6,00 EUR. Laut dem Insolvenzverwalter gibt es mehrere Kaufinteressenten für Teile des zusammengebrochenen Zahlungsabwicklers.
29.06.2020: Der langjährige Vorstand der Wirecard AG, Jan Marsalek, wird sich offenbar nicht der Justiz stellen. Vergangene Woche ließ er durch seinen Anwalt verkünden, nach München zu reisen, um sich den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft zu stellen. Ihm werden verschiedene mögliche Delikte im Zusammenhang mit dem Bilanzskandal des Unternehmens vorgeworfen. Aktuell ist der österreichische Staatsbürger im Ausland untergetaucht. Auch Neues zu der Wirecard-Aktie: Nach dem Absturz auf 1,28 EUR am Freitag stieg der Wert über die Marke von 4,00 EUR. Diverse Nachrichtenquellen bezeichnen die Aktie als "Zockerpapier".
26.06.2020: Die EU-Kommission will nach dem Bilanzskandal bei Wirecard herausfinden, ob und inwiefern die BaFin bei ihrer Tätigkeit als Aufsicht versagt haben könnte. Möglicherweise droht eine Reform der Aufsichtsmechanismen.
25.06.2020: Ein Schock für die Anleger. Der Vorstand der Wirecard AG entschied, für die Wirecard AG beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen. Es wird geprüft, ob auch Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard-Gruppe gestellt werden müssen.
24.06.2020: Der frühere Wirecard-Chef Markus Braun ist nach Aussage seines Verteidigers gegen eine von fünf Millionen Euro Kaution freigelassen worden. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat indessen ihre Strafanzeige gegen das Unternehmen erweitert. „Wir haben heute eine Nachtragsanzeige bei der Staatsanwaltschaft München wegen des Verdachts der Marktmanipulation erstattet“, erklärte eine BaFin-Sprecherin laut der FAZ. Der Verdacht habe sich erhärtet, nachdem Wirecard in einer Ad-hoc-Mitteilung am Montag erklärt hatte, dass die verschwundenen 1,9 Milliarden Euro mit „überwiegender Wahrscheinlichkeit“ gar nicht existieren.
23.06.2020: Ex-Wirecard-Chef Braun wegen mutmaßlicher Marktmanipulation festgenommen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem am 20.06.2020 zurückgetretenen Braun vor, mit weiteren mutmaßlichen Tätern die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen von Wirecard durch vorgetäuschte Einnahmen aufgebläht zu haben.
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